Alles was die Zeit vergisst - Roman by Navarro Julia

Alles was die Zeit vergisst - Roman by Navarro Julia

Autor:Navarro, Julia [Navarro, Julia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Limes
veröffentlicht: 2013-02-24T23:00:00+00:00


8

Zu Amelias Überraschung war Albert nicht in London. Alles in der Wohnung war von einer dicken Staubschicht bedeckt. Auf dem Schreibtisch in Alberts Arbeitszimmer lag eine Mitteilung, die er dem Datum nach fünf bis sechs Wochen zuvor verfasst hatte.

Liebe Amelia,

ich weiß nicht, wann du das hier lesen wirst oder ob du es überhaupt zu lesen bekommst. Als ich Onkel Paul gefragt habe, wie lange er dich von London fernhalten will, war er nicht bereit, mir darauf zu antworten. Für den Fall, dass du zurückkommen solltest und ich nicht hier bin, teile ich dir mit, dass ich nach New York fahre, wo ich Verschiedenes zu erledigen habe. Ich muss Kontakt mit den Herausgebern der Zeitungen halten, für die ich arbeite, mich um meine Geldangelegenheiten kümmern, mit meinem Vater reden und mit meiner Mutter streiten … Ich denke, dass ich auch Rachel aufsuchen werde, um zu sehen, wie es ihr geht. Ich weiß noch nicht, wie lange ich dort bleiben werde, aber du weißt ja, wie du mit mir in Verbindung treten kannst.

Die Wohnung steht nach wie vor zu deiner Verfügung, und Mrs O’Hara wird von Zeit zu Zeit kommen, um sie sauber zu halten.

Nun, Liebste, ich, der für andere so lange Texte verfasse, weiß nicht so recht, was ich dir schreiben soll.

Dein ALBERT JAMES

Kapitän Murray schien sich zu freuen, als Amelia in sein Büro trat.

»Gute Arbeit«, sagte er statt einer Begrüßung.

»Finden Sie?«

»Unbedingt.«

»In Wirklichkeit habe ich Ihnen doch gar keine wichtigen Informationen geliefert. Allerdings kann ich Ihnen jetzt Einzelheiten über ein Unternehmen mitteilen, von dem ich annehme, dass seine Kenntnis für Sie sehr wichtig ist.«

»Das vermute ich, sonst hätten Sie kaum die Entscheidung getroffen, ohne meine Genehmigung zurückzukehren.«

»Das tut mir leid, aber ich denke, wenn ich Ihnen erkläre, was es mit dem ›Madagaskar-Plan‹ auf sich hat, werden Sie mir zustimmen, dass es sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit handelt.«

Murray bat seine Sekretärin, Tee zu machen, setzte sich Amelia gegenüber und sagte: »Dann wollen wir mal sehen, was Sie mir zu sagen haben.«

Sie beschrieb ausführlich, was sie seit ihrer Ankunft in Berlin getan hatte, berichtete über die Widerstandsgruppe, mit der sie in Verbindung stand, den ›Madagaskar-Plan‹ sowie alles, was ihr Max von Schumann über die Unzufriedenheit in Teilen des Heeres gesagt hatte.

Murray hörte schweigend zu und unterbrach sie nur dann, wenn er etwas genauer erklärt haben wollte. Als sie geendet hatte, stand er auf und ging eine Weile schweigend im Raum auf und ab, ohne auf Amelias zunehmendes Unbehagen zu achten.

»Sie haben da also ein kleines Netz im Herzen des Dritten Reichs gesponnen, und wir haben Kontakt zu einer Gruppe von Menschen in hohen Positionen, die uns Informationen liefern, und einen Ort, an dem wir sie treffen können. Ehrlich gesagt hatte ich so viel von Ihnen gar nicht erwartet. Was die Angaben angeht, die Ihnen Baron Schumann gemacht hat, will ich nicht sagen, dass sie uns helfen werden, den Krieg zu gewinnen, auf jeden Fall aber geben sie uns eine Vorstellung von der Stimmung im deutschen Heer. Meine Liebe, Sie haben uns äußerst wertvolle Informationen mitgebracht.



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